Radlager und Gelenkwelle Vorderachse Passat 3bg

Liebe Schraubergemeinde,

bei meinem Passat 3BG Baujahr 2003 (PD, 130 PS) war das Radlager vorne links fällig. Dazu hätte ich ein paar Fragen und Anmerkungen.

Die Antriebswelle ging raus, ohne die "böse Schraube" zu öffnen . Einfach die Gelenkwelle am Getriebe abschrauben. Dann kann man sie problemlos rausfädeln. Das alte Radlager habe ich mit einem Spezialwerkzeug (Gewindestange mit Glocke und passenden Auflagetellern) aus- und das neue eingepresst. Im ersten Schritt wird die Radnabe mit zwei geölten Spezialschrauben durch Eindrehen in die Radnabe raus gezogen (die Schrauben liegen dabei auf dem Radlagergehäuse auf). Diesmal blieb netterweise der innere Radlagerring im Radlager (bzw. es sind zwei Lagerringe mit unterschiedlichen Durchmessern-> Einbaulage beachten!), so dass diese nicht mehr von der Nabe gezogen werden mussten. Das Radlager wird dann mit der Gewindestange des Spezialwerkzeugs ausgepresst. Meine Herren, das war ein Kraftakt, obwohl das Gewinde ordentlich geölt war und die 32er Mutter mit Feingewinde ordentlich Kraft auf das Lager ausübt.

Leider hat es dabei auch mal "Knack" gemacht. Beim genaueren Hinsehen habe ich scheinbar den ABS-Sensor übersehen. Ragt dieser denn aus dem Radlagergehäuse in Richtung Antriebswelle? Es sieht so aus, als wäre dort beim Auspressen etwas abgeschert. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Sensor nur in das Lagergehäuse gesteckt und kann mit einem passenden Maulschlüssel ausgebaut werden. Ist dies richtig?

Bei der Gelegenheit wechsel ich noch beide Manschetten der Gelenkwelle. Leider steht im Etzold zum Zerlegen der Gelenkwelle kein Wort (früher war der Etzold ganz gut, jetzt eignet sich dieser scheinbar nur noch zum Glühbirnen wechseln). Ich habe das äußere Gelenk ausgebaut, indem ich einen passenden Rundstahl in die Öffnung der Zentralschraube gelegt habe und anschließend die Zentralschraube reingedreht habe. Dabei löst sich das Gelenk ohne größeren Kraftaufwand. Wie kann man eigentlich das innere Tripod-Gelenk von der Welle lösen? Notwendig ist es zwar nicht, weil man den Faltenbalg auch von der Außenseite aufschieben kann. Wie funktioniert eigentlich diese Sprengring, der auf der Welle in einer Nut sitzt? Muss dieser unbedingt ausgetauscht werden (liegt zumindest dem Reparatursatz bei)? Kann man diesen leicht aus- und einbauen?

Im Etzold steht, dass man beim Einbau der Gelenkwelle das innere Tripod-Gelenk mit Klebeband fixieren soll, damit sich dieses nicht verschiebt. Das habe ich nicht verstanden. Worauf muss man denn dabei achten?

Für Antworten danke ich Euch im Voraus.

Zitat:

Wie funktioniert eigentlich diese Sprengring, der auf der Welle in einer Nut sitzt? Muss dieser unbedingt ausgetauscht werden (liegt zumindest dem Reparatursatz bei)? Kann man diesen leicht aus- und einbauen?

Wenn du das Gelenk mit einer Schraube abdrückst, ja. Weil du, wenn du Pech hast, den Sprengring zerquetschst. Wichtig ist, daß der neue Sprengring nicht in der Nut klemmt. Wechseln ist kein Problem. Sollte die Nut beschädigt sein --> nacharbeiten.
Mit der Abschlagmethode hingegen bleibt alles heil, ist jedoch für Laien nicht zu empfehlen.

Zitat:

Im Etzold steht, dass man beim Einbau der Gelenkwelle das innere Tripod-Gelenk mit Klebeband fixieren soll, damit sich dieses nicht verschiebt. Das habe ich nicht verstanden. Worauf muss man denn dabei achten?

Fixieren deshalb, weil sich die Lager vom Tripodgelenk evt. aushängen. Je nach Fahrzeug sind diese ungesichert, so daß sich das Gelenk auseinander ziehen lässt.

Autoservice hat folgendes geschrieben:

Wichtig ist, daß der neue Sprengring nicht in der Nut klemmt.

Wo muss denn dann der neue Sprengring hin? Wird der zusammen mit den Unterlegscheiben von oben auf die Welle geschoben und anschließend das Gelenk auf die Welle getrieben? Hier steht, dass der neue Spannring in die Nut geclipst werden soll: http://passat3b.de/tips/antriebswellenmanschette.pdf

Steht doch in der Beschreibung. Entweder du stülpst ihn über oder fummelst ihn seitlich in/über die Nut. Wichtig ist, daß er anschließend in der Nut frei beweglich ist, so daß er seiner Aufgabe nachkommen kann. Klemmt er (zB. durch Gratbildung vom abpressen) im zusammengedrücktem Zustand (beim aufsetzen des Gelenks), so kann er das Gelenk nicht fixieren, also somit wirkungslos.

Hallo Schrauber,

heute ist ein schlechter Tag. Meine Achsmanschette auf der rechten Seite ist fällig und dazu muss die Antriebswelle raus. Da die Antriebswelle auf der linken Seite ohne irgendwelche Querlenker auszubauen rausging, habe ich es nun auf der rechten Seite versucht. Die Welle geht leider nicht ohne zusätzliche Maßnahmen raus. Dann habe ich es gewagt, die Böse Schraube in Angriff zu nehmen und habe nun meine Lektion erhalten. Nachdem in diversen anderen Schrauberforen empfohlen wurde, erst den Schraubenkopf abzureisen und denn den Verbleib mit Mutter und Unterlegscheiben rauszudrehen, habe ich gehofft, dass das bei mir auch klappt. Der Schraubenkopf ist mit etwas Kraft abgerissen. Nachdem ich die Mutter mit Unterlegscheiben angesetzt habe, ist die Schraube 3 mm innerhalb des Lagerblocks abgerissen . Es war kein besonders großes Drehmoment erforderlich bis zum Riss. Das Material war einfach total weich.

Nun meine Fragen: Ist es realistisch, die Schraube rauszubohren, ohne den Lagerblock zu beschädigen? Ist die Schraube in dem langen Bereich zwischen den Querlenkerbuchsen ebenfalls eingerostet oder reicht es aus, nur die äußeren Bereiche auszubohren? Einen guten 10er Cobaltbohrer habe ich da. Allerdings kommt man mit der Bohrmaschine nur von einer Seite ran.

Einen Standardabzieher in Kombination mit einem Stück Rundmetall könnte man jetzt auch noch als Alternative ansetzen. Dazu müsste man aber noch ein starkes Blech auf dem Lagerblock im Bereich der Abzieherhaken anbringen, da die Haken den Block nicht gut umfassen können. Ob das funktioniert? Ist eine Werkstatt noch in der Lage, die verbleibenden Reste mit Spezialwerkzeugen raus zubekommen (dann würde ich alles wieder zusammenbauen und es einfach machen lassen...)?

Die unteren Querlenker möchte ich nicht ausbauen, da die Garage mit Schraubergrube noch nicht fertig ist Auf der Straße mit nur einem Wagenheber rumzueiern ist mir zu viel.

Was meinst Du denn mit "böser Schraube" ? Die Kombischraube am Radlager?
hg
Herbert

Herbert hat folgendes geschrieben:

Was meinst Du denn mit "böser Schraube" ? Die Kombischraube am Radlager? hg Herbert

Hallo Herbert,

die Schraube oben am Radlagerblock bzw. Gehäuse, die die beiden oberen Querlenker hält.

Ich habe diese Woche beim Freundlichen die Ersatzschrauben gekauft. Dem Verkäufer habe ich gesagt, dass ich die "Böse Schraube" brauche. Dann lief er lachend ins Lager, kam mit der neuen Schraube zurück und meinte: "Ich weiß jetzt warum die böse ist. Die ist ja ganz schwarz ". Mittlerweile sind die Ersatzschrauben gegen Korrosion mit einem Überzug geschützt. Meine im Radlagergehäuse ist jedoch noch die originale ohne Schutz.

Die M10 Schrauben oben innen am Träger ?
hg
Herbert

Diese hier: https://www.youtube.com/watch?v=9YzAWL_IFT0

Zitat:

Ist es realistisch, die Schraube rauszubohren, ohne den Lagerblock zu beschädigen?

wahrscheinlich nicht. Du mußt das Radlagergehäuse mit den Querlenkern ausbauen, und mußt versuchen, den abgerissenen Bolzen auszutreiben.
Wie kommst Du denn auf die Idee mit dem Schraubenkopf abreißen? Überhaupt, die Gelenkwelle sollte eigentlich ohne Demontage des Federbeins rausgehen.
lg
Herbert

Herbert hat folgendes geschrieben:

Du mußt das Radlagergehäuse mit den Querlenkern ausbauen, und mußt versuchen, den abgerissenen Bolzen auszutreiben.

So gehts auch, wenn man das richtige Werkzeug hat (kostet ca. 500 €): https://www.youtube.com/watch?v=vh9rYNnyV4s . Oder einfach so lassen. Die Schraube ist auf jeden Fall noch fest (nicht ganz ernst gemeint).

Herbert hat folgendes geschrieben:

Wie kommst Du denn auf die Idee mit dem Schraubenkopf abreißen?

Dank der Anleitungen in anderen Schrauberforen.

Herbert hat folgendes geschrieben:

Überhaupt, die Gelenkwelle sollte eigentlich ohne Demontage des Federbeins rausgehen.

Dachte ich auch. Die will aber nicht auf der rechten Seite, auch nicht mit Gewalt.

Bissi Gewalt mit Montiereisen oder Brechstange geht das Gelenk raus mit Helfer der das Lenkrad zum Anschlag hält. Oder eins von den Traggelenken unten lösen geht auch gut.

Oben löse ich aufgrund dieses Festrosten-Mists nicht.
Da hilft nur viel Geduld, Rostlöser der am besten 1 Tag wirken lässt, sowie Föhn - bisher noch keine abgerissene Schraube gehabt.
Wenn Du eine Pressluft-Meißel hat (Hammer und Dorn tu´s auch), versuche damit es auszutreiben! Bohren bitte mit viiiieeeeel Geduld, Gefühl dass der Bohrer nicht abbricht und vor allem gerade in die richtige Richtung bohren

Für den Ausbau der Gelenkwelle: RLF verwenden, und nicht DuHupe.
Zum ruinierten Radlagergehäuse: da steht im Artikel bei Motortalk schon was vom Ausbauen. Die Rosine mit dem Schraubenkopf scheint mir auch da etwas einsam. Das Gehäuse muß raus, im Radhaus rumzuhämmern bringt nichts.
lg
Herbert

Zitat:

Bissi Gewalt mit Montiereisen oder Brechstange geht das Gelenk raus mit Helfer der das Lenkrad zum Anschlag hält. Oder eins von den Traggelenk unten Lösen geht auch gut .

Ganz genau! Dazu die oberen Querlenker zu lösen ist der grösste Schwachsinn - steht aber leider bei VW so im RLF.
Den hinteren unteren Querlenker am Radlagergehäuse zu lösen und das Rad vorn nach innen schwenken, reicht bei jedem Passat 3B völlig aus.
Das gleiche gilt auch für den Tausch des Radlagers vorn.

Zum entfernen der Schraubenfragmente ist jetzt wie schon erwähnt Geduld angesagt. Oder beim Spezialwerkzeug nachfragen, evt. ausleihen..

Hallo,

erstmal vielen Dank für die Tipps. Das Forum hier ist einfach das kompetenteste! Im Nachhinein ist es wirklich Schwachsinn zu glauben, dass man die böse Schraube auf die beschriebene Weise heraus bekommt (wieder eine Erfahrung mehr). Ich habe nun den unteren hinteren Lenker abgebaut und et voila die Welle geht dann problemlos raus. Allerdings hat sich dabei das Gummi-Metall-Lager am Aggregatträger verabschiedet (hat jetzt ordentlich Spiel). Ich hatte zum Glück einen Hazet-Abzieher für das Gelenk da. Damit konnte man es ausdrücken. Allerdings muss man am Gelenk auf der Radlagergehäuseseite mit einem Inbus gegenhalten. Wenn da mal das Gewinde klemmt macht man das nächste Fass auf

Die Frage ist nun, ob die Schraube des unteren Querlenkers am Aggregatträger ohne weiteres rausgeht? Dann könnte ich gleich noch den Querlenker wechseln.

Noch eine Frage zur Achsmanschette der Antriebswelle. Wie zieht Ihr die großen Schellen auf den Faltenbalk? Ich scheitere jedes Mal daran, weil sich die Schelle beim Versuch sie einzuclipsen mit dreht. Die kleinen Schellen sind kein Problem.