Diesmal gab es fuer mich einen jungen Gebrauchten zum Testen. Nur acht Monate alt, dafuer aber 21,5 Tkm auf der Uhr. Ja, ein Ex-Mietwagen. Der Ansicht folgend: 'Was acht Monate mieseste Behandlung taeglich wechselnder Kunden ueberlebt hat, das hat definitiv den Willen zum Ueberleben...' kaufte sich jemand aus meinem Freundeskreis den Basis-Fabia mit uniblauem Lack. Ich kenne hiesige Ausstattungsversionen nicht, diesem Fabia fehlt aber alles, was man nicht zwingend zum Fahren braucht. Die Tueren gehen nur per Schluessel auf, zum Oeffnen der hinteren Tueren muss man herumgreifen. Richtig, es gibt auch keine schluesselbediente Zentralverriegelung. Alle Fenster werden per formschoener grauer Kurbel bedient. Lenkrad und Fahrersitz sind nicht hoehenverstellbar, ein Radio oder eine Dachantenne ist nicht vorgesehen. Ob es wenigstens eine Radiovorbereitung gibt werden wir sehen, wahrscheinlich nicht einmal das. Die Scheiben sind nicht getoent, definitiv kein Colorglas. An Sich
erheitsausstattung sind Fahrer- und Beifahrerairbags, zwei Sitzairbags, ABS und - sofern man sie dazu zaehlen moechte - auch eine Servolenkung vorhanden. Da es die entsprechende Leuchte beim Einschalten der Zuendung nicht zu sehen gab gehe ich davon aus, dass es kein ESP gibt.
Doch nun zur Technik: Der 1.2er soll 51 kW (70 PS) liefern. Ich hatte mit dem 60 PSer gerechnet, den scheint es aber nicht mehr zu geben. Da die Versicherung des bisher vom Kaeufer gefahrenen Skoda Fabia I keine Fremdfahrer zuliess ging dank Urlaub die Ueberfuehrungsfahrt von Koenigs Wusterhausen nach Bernau an mich. Der bereits Ende Juli gekaufte Fabia konnte nach dem Zusammensuchen aller Unterlagen fuer die Versicherung und dem Aushandeln des Vertrags dafuer somit erst heute abgeholt werden.
Der Fahreindruck: Nach dem Motorstart ist vom laufenden Triebwerk kaum noch etwas zu hoeren. Bei offenen Fenstern hoert man den akustisch etwas rauh laufenden 1.2er deutlicher. Motorvibrationen im Innenraum sind nur mit den Haenden am Lenkrad etwas zu erfuehlen. Also losgefahren! Kupplung gefuehllos, Schleifpunkt recht spaet, dafuer aber etwas rupfend. Die Schaltung geht gut von der Hand, erschreckte mich aber mit subjektiv recht langen Schaltwegen. Den ersten Gang braucht man nur zum Anrucken, direkt danach kann man in den zweiten Gang schalten. Mit etwas Gefuehl koennte man auch direkt im zweiten Gang anfahren. Innerorts kullert man im 5. Gang bereits ab angezeigten Tempo 50 gut mit. Zum Ueberholen kann man bis ca. Tempo 80 zwei, danach wenigstens einen Gang runterschalten. Der 1.2er macht seine Arbeit in der Stadt oder auf der Landstrasse erstaunlich gut. Das verdankt er aber grossteils seiner recht kurzen Getriebeuebersetzung. Zum Autobahnfahren sollte man sich etwas ande
res suchen, der Motor dreht bei fuer die meisten Nutzer normalem Reisetempo bereits recht hoch. Dementsprechend duerfte dier Verbrauch dann deutlich ansteigen. Man sollte dann auch ueber den Ersatz der 165er Reifen auf Stahlfelgen (ohne Radkappen!) nachdenken, deren Geradeauslauf ab Tempo 100 fuehlbar nachlaesst. In Verbindung mit der ohnehin recht gefuehllosen Lenkung eiert man bereits bei leichtem Wind ziemlich herum.
Fazit: Der Fabia macht einen ausgereiften Eindruck. Einige 100 Mietwagenfahrer haben ihm auf 21,5 Tkm keine Nutzungsspuren abringen koennen. Bei dem fuer den tschechischen Binnenmarkt gefertigten Sparmodell merkt man den Rotstift sehr deutlich. Das war dem Kaeufer klar, er suchte ja ausdruecklich nach einem moeglichst einfach ausgestatteten Modell fuer den Arbeitsweg. Dementsprechend erwartet er einen zuverlaessigen Kleinwagen. Was nicht dran ist, das kann nicht kaputt gehen. Klimaanlage gibt es nicht, elektrische Fensterheber auch nicht. Der Rest muss einfach halten. Fuer glatt 6000 EUR gab es ein rollendes Dach ueber dem Kopf mit frischer HU und AU. Winterreifen gab es oben drauf, was aber urspruenglich ein Irrtum war und erst bei der Uebergabe bemerkt wurde. Sie lagen im Fahrzeug und sollten noch ausgeladen werden, als wir bereits abfahren wollten. Das Argument, sie haetten bereits bei der Besichtigung und Probefahrt in der vergangenen Woche im Fahrzeug gelegen, reichte ab
er aus. "Nehmen Sie sie mit und freuen Sie sich daran!" Das kann man wohl, die Reifen sind aus der 50. Woche 2011, der Fabia wurde im Dezember zugelassen.
Ich denke, wegen der Ausstattung waere das Fahrzeug sicherlich nicht so schnell zu verkaufen gewesen. Die meisten Interessenten duerften wenigstens eine Funk-ZV, elektrische Fensterheber und eine Klimaanlage fordern. Insofern hoffentlich ein guter Kauf...
Autor: Danke @
Hutfahrer