Sinn von TDI-Tuning-Rollenmessungen?

Hallo,

manche Tuner bieten individuelle Abstimmungen auf dem Prüfstand an, die natürlich um einiges mehr kosten als das Einspielen oder -löten der Standardsoftware.

Ich frage mich, was dabei überhaupt sinnvolles gemacht werden könnte?
Logdaten wichtiger Abläufe kann man auch mit weniger Aufwand auf der Straße bekommen, z.B. Ladedruck-Überschwinger.
Wieviel der Motor rußt, sieht man auch auf der Straße, wenn mal jemand kurz während einer WOT-Beschleunigung bis ca. 4500 rpm von hinten zuschaut. Bei Bedarf kann man anschließend die EM soweit zurücknehmen, bis das Rußbild akzeptabel wird.
Den ganzen Rest des Tunings kann man so präzise in der Software definieren, daß keine Gegenchecks auf der Rolle nötig sind - ausgenommen die reale Drehmomentkurve im Rahmen von Hardwaretoleranzen.

Das einzige wofür ein Prüfstandslauf IMO Sinn machen könnte, wäre die Messung der AGT. Aber dafür müsste man den Abgaskrümmer anbohren bzw. Teile der AGR-Rohre abbauen, um einen Sensor montieren zu können.
Wenn man dann per Prüfstandsbremse eine ausreichend lange Vmax-Fahrt simulieren kann, so dass die Abgase den ganzen Bereich bis zur Turbine maximal aufheizen und wirklich die maximalen AGT gemessen werden können, (nur) dann erhält man Daten, die auf der Straße nicht ohne weiteres zu bekommen sind.

Aber wird solch ein Aufwand bei den Tunern wirklich im Rahmen der üblichen Individualabstimmungen betrieben?
Oder ist das nur ein technisch weitgehend sinnfreies Zusatzgeschäft, da "individuell" (statt Standard) bei vielen Kunden den "Man gönnt sich ja sonst nichts"-Nerv kitzelt?

Du würdest also eine Software im öffentlichen Verkehrsraum abstimmen?
Mit einem Prüfstand hat man mehr Ruhe als bei einer Prüffahrt. Wie der Name schon sagt, der Stand "steht", da kann passieren was will und aus dem Auspuff rauskommen was will ohne daß man Andere gefährdet.

Ich denke dass ist eher was für's Gewissen, nach dem Motto "Gut, da individuell abgestimmt" mit Zertifikat für die Schw***-Verlängerung.
Viele Tuner werben damit, das jeder Chip Individuell abgestimmt werden muss. Alles andere sei Pfusch.
Ich denke aber dass Professionelle Tuner wie z.B. Rainer, so etwas nicht brauchen da die Datensätze aussagekräftig genug sind.

Zur Messung der AGT kann ich mir auch nicht vorstellen, da wohl kaum ein Leistungsprüfstandsgebläse, den Motor + LLK mit 200km/h+ anströmen kann.
Also der Bereich wo auch die meisten Modernen TDI bei 4000/Umin drehen, dem Bereich der P-max.

Sinnvoll ist der Prüfstand wohl nur für Leute die ohne Bestätigung das ihre Karre so und so viel PS hat, nicht schlafen können oder den Wisch für den Stammtisch brauchen.

Zitat:

Oder ist das nur ein technisch weitgehend sinnfreies Zusatzgeschäft

Das ist sicher oft der Fall. Aber eine Sache vergisst du. Mein Tuning zb. mit Änderungen im Teillastbereich (NEFZ) ist sicherlich was NOx etc angeht nicht mehr EU4 fähig.
Für Tunings die NUR bei WOT Änderungen haben, die nicht für den Abgasmesszyklus relavant sind mag die AGT die einzig interessante Information sein.
Aber für alle ECO Tunings wäre im Grunde eine Überwachung der Schadstoffe sehr wichtig. Bzw es gibt auch sicher bei WOT Grenzen für Ruß etc. Das müsste man im Grund alles sauber auf einem Prüfstand mit viel Messequipment überwachen.

Alles andere ist und bleibt Steuerhinterziehung.

Was aber Tuner, die zb für 500€ eine TDI Software anbieten, auf dem Prüfstand machen, kann ich dir nicht sagen. Aber wie Deus schon gesagt hat. Logs im 5. Gang WOT etc sind weder immer machbar im Bereich der StVO noch immer ungefährlich. zb.: wenn man sich in der Ladervorsteuerung vertut - geht er mitten auf ne Logfahrt in den Notlauf etc etc.

Wer Tuning 100% Professionell machen will, braucht einen Prüfstand. Und führt sämtliche Beschätzrechnungen, wie du immer so schön sagst, mit einem "Online-Simulator" durch. Nur so kann man IMO Dinge wie Ladedruckregelung so gut oder besser wie ab Werk hinbekommen. So machen wir das an der Uni zb. am Formula Stundent Motor(600er Suzuki). Aber eher in Richtung Leistung / Drehmoment...


gruß FabiaCombiTDI

FabiaCombiTDI hat folgendes geschrieben:

Alles andere ist und bleibt Steuerhinterziehung.

Was du alles weist
Was der Kunde dann damit macht, also ob er damit im Bereich der StvO unterwegs ist oder auf der Rennstrecke, ist dann seine Sache.

Im übrigen denke ich dass wenn man Spritspar-Tuning konsequent verfolgt, sich eher an Parameter als an Abgaswerte halten muss, da ja diese extreme Abgasverschlimmbesserung mit-unter ein Grund ist, weshalb moderne TDI nicht noch weniger verbrauchen, Stichwort NoX oder Abgasnachbehandlung.

Alles was nicht dem begutachteten Datenstand entspricht ist eine dunkelgraue Zone, egal ob die Abgaswerte eingehalten werden oder nicht.

Insofern sind "individuelle" Abstimmungen eigentlich tot, die Kosten für die notwendigen Gutachten übernimmt kein Normalsterblicher.

Tuning dürfte ich schon abieten, ziemlich sicher war auch so der ursprüngliche Gedanke bei der entsprechenden Gesetzgebung, nur hatte keiner von denen a) ne wirkliche Ahnung was da beschlossen wurde und b) nur Dollarzeichen, besser gesagt CHF-Zeichen in den Augen und den Rubel rollen sehen.
Rechtssicher UND gut ist es wirtschaftlich uninteressant, Punkt.

Ich bin ja nicht das Sozialamt und saniere mit meiner Arbeitszeit die leeren Staatskassen, um möglicherweise irgendwann in ferner ferner Zukunft die Investitionen mal wieder hereinzuspielen.
Davon abgesehen hat es in D andere Probleme als irgendwelchen nichtbegutachteten Fürze aus Rohren, wäre vielleicht nicht schlecht die Volkszertreter würden sich erstmal um die wirklich wichtigen Dinge kümmern.

LG, Rainer

FabiaCombiTDI hat folgendes geschrieben:

Aber wie Deus schon gesagt hat. Logs im 5. Gang WOT etc sind weder immer machbar im Bereich der StVO noch immer ungefährlich. zb.: wenn man sich in der Ladervorsteuerung vertut - geht er mitten auf ne Logfahrt in den Notlauf etc etc.

Das klingt mir hier ziemlich nach der Neuentwicklung einer Tuningsoftware.

In meiner Frage gehts aber um die "Individualabstimmung" eines Kundenmotors, für den der Tuner schon eine fertige Software hat, die dann (angeblich) auf der Rolle speziell für den Motor (und seine Toleranzen etc. bla blubb) des Kunden feingetrimmt wird.

Dann bleibt immer noch zb.: die perfekte Ladedruckregelung - besser als ab Werk. Wobei ich von RK auch schon Logs gesehen habe die besser als Serie waren. Oder das wirkliche Erreichen der Drehmomentkurve. Bzw das exakte Einhalten der Abgasgrenzwerte. Gründe gibt es sicher viele - was man machen KÖNNTE.

Bei meiner damaligen Suche nach einem Tuner, hat mir aber keiner erzählt was er genau tut auf einem Prüfstand. "Die Abstimmung dauert ca einen Arbeitstag..." Wobei man mir dort wiederum das Spritspar-Tuning erklären konnte.

Zitat:

Abgasverschlimmbesserung mit-unter ein Grund ist, weshalb moderne TDI nicht noch weniger verbrauchen, Stichwort NoX oder Abgasnachbehandlung.

Ich schrieb ja das ich ein Spritspar-Tuning fahre... Und ich weiß warum - beim AXR gehen ca. 10% auch wenn man schon extrem sparsam fährt.

Achso Ulf:
Auf nem Prüfstand könnte man auch deiner Idee nachgehen, den Ladedruck in Teillast zusenken, um dort Verbrauchsreduzierungen zu erzielen. Wer aber hier nicht ausprobiert, wird vll mit Verstopfung bestraft. Oder wenn das "File" andere Förderbeginne bei Teillast enthält kann man auf einem Prüfstand in aller Ruhe Ruckelnei gung eliminieren. (Meiner ruckelt bei ca 980-1030 rpm mit 5-7mg/H mal ganz gerne. Kann das auf der Straße nur extrem schwer reproduzieren...

Im Endeffekt n Prüfstand wäre ne tolle Sache für dich - aber für die meisten Tuner zur Abstimmung unsinnig - und wieviel gute EDC15 Tuner (aktive) es gibt weißt du ja...